Melissa erkrankte im Alter von 16 Jahren an einem Ewing Sarkom im Becken. Hier erzählt sie uns von ihrem durchaus steinigen Weg. Es ist eine Geschichte von der Kraft der unermüdlichen Zuversicht.
Im Mai 2015 bekam ich immer wieder kommende Schmerzen im hinteren Rückenbereich, erst sehr schwach und dann immer stärker. Zwei Monate später bin ich das erste Mal zum Arzt gegangen. Dort wurde ich geröntgt, worauf man es nicht wirklich erkannte und dann wurde ich eingerenkt, was es noch viel schlimmer gemacht hatte. Selbst die Blutkontrolle war unauffällig.
Im September wurde dann eine Schwellung im linken Rückenbereich sichtbar. Mittlerweile konnte ich nachts, wenn es gut lief nur noch 2 Stunden mit Unterbrechungen schlafen wegen den Schmerzen.
Im Oktober ging ich dann nochmal kurz vor meiner Arbeit zu einem anderen Orthopäden, der mich geröntgt hat, mir daraufhin ein MRT-Termin ausgemacht hat und mich sofort krankschrieb. An diesem Tag war ich trotzdem noch bis zu meinem MRT Termin nachmittags arbeiten, weil ich nie dachte, dass es etwas Ernstes sein würde und ich mich gerade in der 5. Ausbildungswoche befand. Nach dem MRT war sofort klar, dass es sich um einen Tumor handelt. Jedoch konnte man damit nicht feststellen, ob er gut oder bösartig ist. Deshalb ging es am nächsten Tag sofort nach München ins Klinikum Rechts der Isar, wo auch meine Biopsie stattfand.
Am 26.10.2015 dann die Diagnose: Ewing-Sarkom. Ein Knochenkrebs. Zuerst waren meine Gedanken komplett leer. Danach, so blöd es sich auch anhört, war ich irgendwie erleichtert, da man endlich wusste was ich hatte, mir jetzt geholfen werden kann und ich wieder gesund werde. Deshalb ging es sofort im Klinikum Schwabing mit meiner Therapie los, um dort keine Zeit zu verlieren.
Meine Therapie sah folgendermaßen aus: Ich bekam 6 starke Chemo-Blöcke, anschließend fand die Tumorentfernung statt (Entfernung meiner linken Beckenschaufel (innere Hemipelvektomie) mit Einsetzen des eigenen Wadenbeinknochens als Verstrebung). Nach der Operation ging es direkt weiter mit 8 etwas schwächeren Chemo-Blöcken. Parallel zu den leichteren Chemos hatte ich 37 Bestrahlungen (25 im Becken und 12 Bestrahlungen in der Lunge, da sich in meiner Lunge von Anfang an über 70 Metastasen gebildet haben).
Nach einem Jahr Therapie dachten wir, wir sind nun fertig und ich kann mein Leben wieder neu anfangen.
Doch direkt nach meiner Therapie, kam ein Rückfall: Man hat bei den Abschlusskontrollen wieder zwei Herde auf meiner Lunge festgestellt. Trotz allem habe ich mich dafür entschieden, erstmal verkürzt auf eine Reha zu gehen, um dort Kraft zu tanken.
Direkt nach meiner Reha ging es zurück ins Klinikum Schwabing, zu meiner geplanten Lungenoperation. Dort entnahm man ein Teil der Metastasen für die Untersuchung im Labor und anschließend ging es mit meiner zweiten Therapie los: Erstmal wieder 5 Chemo-Blöcke, aber diesmal ambulant. Daraufhin die zweite Lungenoperation, in der man einen Herd der Metastasen entfernte, um plangemäß die zweimal Hochdosis Chemotherapien durchzuführen, mit jeweils einer Transplantation mit meinen eigenen Stammzellen, die in der ersten Therapie für mich selbst als Reserve entnommen worden sind.
Währenddessen hat man meine Familie auf einen potenziellen Stammzellspender getestet. Das Unglaubliche war, dass 3 meiner 4 Geschwister zu 100% gepasst haben und mein Bruder Maik zu 80%. Die Ärzte wollten dann, dass genau Maik, der 80% übereingestimmt hatte, für mich spendet - mit der Erklärung, dass mein eigenes Blut die Tumorzellen nicht erkannt haben. Und selbst, wenn ich die Stammzellen meines Bruders abstoßen würde, habe ich immer noch zur Sicherheit, die meiner anderen Geschwister.
Während meiner zweiten Hochdosis Therapie habe ich an einer Kampagne von "DKMS life" mitgemacht und durfte zusammen mit Lena Gercke shooten, was mir persönlich nochmal sehr viel Kraft und unvergessliche Momente gegeben hat. Nach meiner zweiten Hochdosis Chemotherapie hatte ich die letzte geplante Lungenoperation, um die restlichen sichtbaren Metastasen zu entfernen.
Dann ging ich im Oktober 2017 in die Dritte und letzte Hochdosis Chemotherapie. In der Zwischenzeit ist Maik nach Frankfurt gefahren, um für mich dort die Stammzellen zu spenden, die mir dann am 18.10.2017 gegeben worden sind. Von da an hieß es dann abwarten und zu Kräften kommen. Das Schöne ist, dass alles wunderbar funktioniert hat.
Doch kaum als ich wieder zu Kräften gekommen bin, fing an, dass mein linkes Bein immer schwächer und schwächer wurde. Das ging dann soweit, bis es komplett gelähmt war. Leider ging es so schnell, dass keiner genau sagen konnte, wovon das kommt. Bis wir bemerkt haben, dass sich in meinem operierten Becken Wundwasser gesammelt hatte und somit die Nerven abgeklemmt wurden. Leider war es schon zu fortgeschritten, um es noch zu operieren und das Wasser zu entfernen. Zwei Ärzte meinten, dass mein Bein abgenommen werden müsste. Ich bin stattdessen immer weiter zu meiner Physiotherapie gegangen und das mit voller Zuversicht, dass mein Bein irgendwann wieder funktionieren wird. Ich habe jeden Tag dafür trainiert und habe trotz Rückschläge nicht aufgegeben. Und tatsächlich… Nach zwölf Monaten habe ich ganz langsam wieder ein Gefühl in meinem linken Bein bekommen. Ich habe immer weiter trainiert mit 4 Stunden Physiotherapie pro Woche und mittlerweile laufe ich wieder alles komplett ohne Krücken und vor allem ohne Schmerzen.
Nun gehe ich nur noch zu den regelmäßigen Kontrollen zur Nachsorge ins Krankenhaus. Aktuell geht es mir so gut, wie seit der ganzen Therapie nicht mehr. Ich mache eigenständig Krafttraining, unternehme viel mit meiner Familie und mit Freunden und liebe es zu reisen. Ebenso bin ich auch wieder zu meinem Ausbildungsbetrieb ins Reisebüro zurück, die die ganze Zeit auf mich gewartet haben. Mittlerweile habe ich die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und bereise in meiner Freizeit selbst die ganze Welt, was mir unglaublich viel Spaß macht.
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